Für Rosa lässt sich Resonanz an vier Punkten festmachen: zuerst muss mich etwas berühren, ich muss mich beeindrucken lassen. Dann: ich muss darauf antworten können – dabei muss ich mich als „selbstwirksam“ erfahren. Nur zuhören oder anschauen reicht nicht. Als Drittes muss mich das Resonanzgeschehen „anverwandeln“, mir „zu Herzen“ gehen – im besten Fall bin ich ein anderer Mensch danach. Zuletzt – ich würde sagen: grundlegend - ich muss die Welt als grundsätzlich unverfügbar erleben. Die Welt, in der ich in Beziehung bin, ist eben nicht kontrollierbar, nicht beherrschbar. Die Welt, in der wir leben, hat immer wieder eine Überraschung bereit. Ich kann ein Resonanzerleben nicht erzwingen – selbst die teuersten Konzertkarten sind keine Garantie für ein Gänsehauterleben.
Kleine Kinder sind Resonanzexperten – sie haben alle ihre Antennen auf Empfang geschaltet, sie leiben sich ihre Welt ein, sie erobern sich ihre Welt durch mutiges Handeln und sie sind noch nicht so hochmütig, dass sie glauben, die Welt zu beherrschen. Und: sie reagieren unmittelbar auf eine Störung der Resonanzbeziehung – Rosa erinnerte hier an das berühmte „Still face experiment“.
Wir Erwachsenen erleben dagegen die Welt oft als entfremdet und entzaubert. Wir leben in einer Gesellschaft, die immer schneller tickt und in der „rasender Stillstand“ herrscht: nur wer sich bewegt, wird nicht abgehängt. Wir befinden uns an einem rutschenden Abhang. Für Rosa ist das eine Erklärung, dass so viele Menschen sich nahe dem „burn out“ erleben. Seine Antwort: wenn Entfremdung das Problem ist, dann ist Resonanz vielleicht die Lösung – aber eine Lösung, die sich nicht erzwingen lässt.
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